Persönlichkeitstheorien
Karen Horney
Neopsychoanalytischer Ansatz
Wie ihr Kollege Alfred Adler kritisierte auch Karen Horney Freuds Gedanken psychosexueller Entwicklungsstufen, in welchen jeweils spezifische
Triebkonflikte bewältigt werden müssen. Wie alle Psychoanalytiker vermutete sie aber ebenfalls, dass frühkindliche Erlebnisse
für die Entwicklung der Persönlichkeit bedeutsam sind. So sieht sie die Liebe und Anerkennung in den ersten Lebensjahren als
sehr wichtig. Fehlt diese, bzw. fällt diese zu gering aus, so führt das dazu, dass der Mensch sich in der feindlichen Umwelt als einsam
und hilflos sieht. Es bilden sich eine generelle Grund-Feindseligkeit und Grund-Angst gegenüber der Umwelt.
Der Begriff der Angst ist von zentraler Bedeutung in Horneys Persönlichkeitstheorie. Doch sie sah den Entstehungsprozess der Angst anders als
Freud. Während er die Konflikte zwischen verschiedenen Triebstrebungen innerhalb der Person für das Entstehen der Angst verantwortlich machte,
sah sie die allgemein ungünstigen Entwicklungsbedingungen als Ursache. Vor allem begründete sie dies mit Konflikten in der
Eltern-Kind-Beziehung. Diese führten nach ihren Ansichten zu einer Grund-Angst und damit der Entwicklung psychischer Störungen. Damit sah sie auch
Freuds Ödipuskomplex aus einer ganz anderen Sicht.
Nach Horneys Persönlichkeitstheorie gibt es insgesamt drei Arten der Angstabwehr, erstens die Annäherung, also ein starkes
Bemühen, nach sozialer Akzeptanz, zweitens den Widerstand, also eine Abwehrreaktion auf die feindliche Umwelt, durch Zeigen von
z. B. Härte und drittens die Flucht, also den Rückzug von anderen Menschen mit der Vermeidung emotionaler Kontakte (Neurosenbildung).
Ist letztendlich eine der drei Abwehrmöglichkeiten stark ausgeprägt, so beeinflusst diese sehr stark die Gesamtpersönlichkeit des
Menschen. Ebenso wie Adler gab Karen Horney damit anders als Freud den sozialen und kulturellen Einflüssen
eine wesentlich stärkere Bedeutung bei der Entwicklung der Persönlichkeit.
Mehr zu ihrer Biografie und ihrer Theorie unter
www.karen-horney.de.